Im Rausch der Emotionen müssten die Schuhe von Marius Müller am Freitagabend leiden. Nachdem der Torwart von Schalke 04 schon in der Anfangsphase einen gefährlichen Schuss von St. Paulis Connor Metcalfe mit den Fingerspitzen am Torpfosten vorbeilenkte, trat der 30-Jährige vor Freude gegen den Pfosten. „Leider sind dabei die Stollen kaputtgegangen“, erklärt der Müller und lacht. „Zum Glück habe ich die Sohle benutzt, in meinem Leben habe ich auch schon mal mit dem Mittelfuß gegen den Pfosten getreten – und das ging nicht gut aus.“
Mit seiner Rettungstat hielt Müller früh das 0:0 und legte somit den Grundstein für den späteren 3:1-Sieg der Schalker gegen die Kiez-Kicker. „Wir haben geile Energie reingebracht“, sagt Müller über das Spiel „Wenn der Gegner dann einmal vor das Tor kommt, muss man als Torwart auch mal einen Hundertprozentigen rauskratzen.“
Die von Müller angesprochene Energie war einer der Schlüssel zum überraschenden, aber auch verdienten Sieg gegen den Zweitliga-Tabellenführer. Ihren Ursprung hatte diese Energie und der gute Zusammenhalt auf dem Platz auch in der Krisensitzung vom Montagnachmittag. „Es war wichtig, sogar ein Stück weit überfällig“, erklärt Müller. „Wir haben uns Auge in Auge etwas gesagt, Dinge angesprochen, die nicht gehen.“
Angenehm sind solche Sitzungen in einer schwierigen Situation nie, aber sie können helfen – wie die Schalker am Freitag eindrucksvoll bewiesen haben. „Es fühlt sich an wie ein Ehestreit mit der Frau, die sauer ist“, zieht Müller einen Vergleich. „Danach haben wir vielleicht nicht die gleiche Meinung, aber einen gemeinsamen Weg und man ist gelöster.“
Schalke-Torwart Marius Müller lobt Änderungen
Neben der Energie, die die Schalker Mannschaft auf dem Platz brachte, war auch die Taktik entscheidend – denn Trainer Karel Geraerts vertraute überraschend auf den Mittelfeldspieler Ron Schallenberg als Innenverteidiger. Zudem verteidigte Schalke gegen den Ball extrem mannorientiert und stellte St. Pauli so vor riesige Probleme. „Der Trainer hat Eier bewiesen“, lobt Müller seinen Coach. „Mit dieser Aufstellung haben die wenigsten gerechnet, aber in manchen Situationen musst du das Visier hochklappen. Hätten wir uns hinten reingestellt, wäre es ganz schwer geworden.“
Klar ist: An die gute Leistung wollen die Schalker auch in der kommenden Woche anknüpfen, wenn am Samstag (13 Uhr/Sky) ein erneutes Heimspiel gegen den SC Paderborn ansteht. „Wir müssen das gute Gefühl mitnehmen und dann mit der gleichen Einstellung und Intensität auftreten“, sagt Müller.